Ausreden und Argumente

China soll was tun, die machen 30% des CO2 Ausstoßes

Das stimmt, aber nur für die Jahre ab 2020. China ist natürlich nicht von der Verantwortung befreit, was die Emissionsreduktion angeht, allerdings gilt dieses Argument nicht, um die Verantwortung europäischer Staaten zu schmälern.

Erstens entsteht ein Teil von Chinas Treibhausgasen in der Produktion von Waren, die ausschließlich exportiert werden.

Zweitens leben in China viel mehr Menschen, aktuell ca. 1,4 Milliarden, das macht 17,72% der Weltbevölkerung aus, während die Bevölkerung zum Beispiel in Europa “nur” 9,32% ausmacht [1]. Lässt man diese Zahlen in die Rechnung einfließen, ergibt sich der sogenannte pro Kopf Ausstoß, der in China bei ca. 8 Tonnen und in Europa bei ca. 7 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr liegt [2].

Betrachtet man zudem die gesamte Menge an jemals emittierten CO2, liegt Chinas Beitrag mit ca. 14,3% deutlich unter Europas 30,6%.

An diesen Beispielen sieht man recht gut, dass sich Europa den Wohlstand auf Kosten der Umwelt erkauft hat und diesen auch weiterhin ungestört auskosten möchte. Bei Betrachtung der Bevölkerungsanteile zeigt sich jedoch schnell, wie groß diese Ungerechtigkeit eigentlich ist und Europa sozusagen einem moralischen Imperativ unterliegt, die Emissionen möglichst schnell zu senken: Der” historischen Verantwortung”.

Zudem ist China aktuell der Vorreiter, was den Ausbau erneuerbarer Energien angeht. Alleine im Jahr 2023 hat China so viel Geld in Sektoren der erneuerbaren Energie investiert, wie die gesamte Welt für die Versorgung mit fossilen Brennstoffen bezahlt hat [3].

[1] https://www.worldometers.info

[2] https://ourworldindata.org/co2-and-greenhouse-gas-emissions

[3] https://www.carbonbrief.org/analysis-clean-energy-was-top-driver-of-chinas-economic-growth-in-2023/

Österreich macht nur 0,2 % des weltweiten CO2 Ausstoßes

Das stimmt, aber in Österreich leben auch “nur” 0,11% der Weltbevölkerung [1], was zu einem Pro-Kopf-Ausstoß führt, welcher mit z.B. China vergleichbar ist. Zudem hat auch Österreich den eigenen Wohlstand auf Kosten der Umwelt erkauft und obliegt somit der “historischen Verantwortung”.

[1] https://www.worldometers.info

Österreich tut eh genug gegen die Klimakrise

Beim von der Umweltschutzorganisation Germanwatch herausgegebenen Klimaschutz-Index liegt Österreich nur auf Platz 32 von 60 Ländern und damit im Bereich „mäßig“ mit Tendenz zu „schlecht“ [1].  Länder wie Deutschland, Schweiz, Spanien, Estland, Indien, Chile u.v.m. haben ein besseres Klimaschutz-Ranking als Österreich.

In Österreich sind die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 nicht gesunken. Im Sektor Verkehr sind die Emissionen stark gestiegen. In den anderen vier großen Sektoren Gebäude (Heizung), Energie (Gaskraftwerke), Landwirtschaft und Industrie sinken die CO2-Emissionen zu langsam [2].

Die Maßnahmen reichen auch bei Weitem nicht aus, um die selbst gesteckten Klimaziele einzuhalten. Das wird zukünftig immer teurer: Durch mehr CO2-Emissionen könnten in den Jahren bis 2030 jährlich 4,7 Milliarden Euro durch Erwerb von CO2-Zertifikaten anfallen. Zusätzlich dazu kommen noch Klimawandelanpassungsmaßnahmen, klimakontraproduktive Subventionen und internationale Klimafinanzierung mit weiteren 5,4 – 7 Milliarden Euro pro Jahr. Ganz zu schweigen von den Kosten der klimabedingten Schäden, sowohl im privaten als auch im wirtschaftlichen Bereich [3].

Die prognostizierten Einsparungen der Jahre 2022/23 von jeweils 6,4% und 6,9% wurden nicht durch effektive Klimaschutzmaßnahmen erreicht, sondern sind auf die hohen Energiepreise zurückzuführen [4].

[1] Germanwatch, NewClimate Institute & Climate Action Network (2022): Climate Change Performance Index 2023. Link: https://ccpi.org/download/climate-change-performance-index-2023-die-wichtigsten-ergebnisse/.

[2] Klimadashboard (2023): Link: https://klimadashboard.at/

[3] Köppl, A., & Schratzenstaller, M. (2023). Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken. WIFO

[4] Schleicher, S., & Kirchengast, G. (2022). Monitoring der österreichischen Treibhausgas-Emissionen bis 2021 und Ausblick bis 2030 im Rahmen der europäischen Klimaziele. WEGC memo v7-7Jul2022. https://wegccloud. uni-graz. at/s/65GyKoKtq3zeRea Search in

Klimaschwankungen gabs schon immer

Das Klima ist ein kompliziertes System, welches von einer Reihe verschiedener Faktoren beeinflusst wird. Beispiele dafür sind Vulkanausbrüche, die Strahlkraft der Sonne und plattentektonische Veränderungen. Solche, auch “natürlich” genannten Antriebe, waren für die bisherigen Klimaschwankungen verantwortlich – jedoch nicht für die Erwärmung, die wir jetzt erleben. Warum man das weiß?

Einerseits aufgrund der Zeitskalen, in denen die Veränderungen stattgefunden haben: Sie reichen von 100 Millionen Jahren (durch Verschiebung der Kontinentalplatten) bis zu 100 000 Jahren (Veränderung der Erdbahnparameter mit darauffolgender erhöhter Sonneneinstrahlung) [1]. Die Erwärmung, die heute verzeichnet wird, entwickelte sich in einem Zeitraum von unter 200 Jahren. Zudem wurden bei der Untersuchung dieses Phänomens die Möglichkeit für natürliche Faktoren berücksichtigt, mit folgendem Ergebnis:

  • Wir befinden uns in einem Erdumlaufbahnzyklus, der eigentlich zur Abkühlung der Atmosphäre führen müsste
  • Es sind keine markanten Aktivitäten der Sonne zu verzeichnen, die zu dieser Erwärmung beitragen würden

Dadurch bleibt nur noch der Schluss, dass die erhöhten Durchschnittstemperaturen mit dem erhöhten Anteil von CO2 in der Atmosphäre zusammenhängen. Diese begannen mit der industriellen Revolution 1750 und halten bis heute an.

CO2 ist ein Treibhausgas und führt somit zum natürlichen Treibhauseffekt. Das heißt, die Atmosphäre interagiert mit der von der Erde ausgesandten, langwelligen Wärmestrahlung und hindert sie so daran, in den Weltraum abgestrahlt zu werden. Dadurch staut sich die Wärme innerhalb der Atmosphäre und es kommt zum Temperaturanstieg [2].

[1] https://www.klimafakten.de/klimawissen/fakt-ist/fakt-ist-co2-ist-die-hauptursache-des-gegenwaertigen-klimawandels-auch-wenn, Zugriff 17.03.2024 18:26

[2] IPCC, 2007: Climate Change 2007: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, Pachauri, R.K and Reisinger, A. (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 104 pp

Aber die Wissenschaft ist sich nicht einig

Der Klimawandel ist ein sehr komplexes Problem und benötigt dementsprechend viele Untersuchungen. Eine der ersten bahnbrechenden Publikationen zu diesem Thema erschien 1956 unter dem Titel “Die Kohlenstoffdioxid-Theorie des Klimawandels” (“The Carbon Dioxide Theory of Climate Change”) [1]. Viele weitere Studien zu diesem Thema folgten. Zusätzlich zu den Studien, welche sich primär mit dem Sammeln von Daten und Erstellen von Modellen beschäftigen, gibt es noch sogenannte “Meta-Studien”, welche die Inhalte bereits publizierter Studien untersuchen, um den sogenannten “wissenschaftlichen Konsens“ zu untersuchen. Oder, einfacher formuliert, ob die Ergebnisse der Studien einander ähneln oder nicht, also ob sich die Wissenschaft “einig” ist. Solche Studien wurden vom Jahr 2004 bis 2021 mehrmals durchgeführt und gelangen zum folgenden Ergebnis. Die Wissenschaft ist sich zu 91% – 100% einig, dass der Klimawandel ein ernstzunehmendes Problem darstellt [2]. Das Ergebnis der Studien aus 2021 sprach von “über 99%”.

In der Wissenschaft ist man sich also einig, dass es den Klimawandel gibt und dieser zu schwerwiegenden Folgen für den Planet Erde führt. Worüber allerdings viel diskutiert wird, sind die Prognosen. Es gestaltet sich als recht kompliziert, die Zukunft vorherzusagen. Man ist dabei auf die Erstellung von Modellen angewiesen, welche auf unterschiedlichen Rahmenbedingungen basieren. Welche Annahmen in diesen Berechnungen getroffen werden, bietet Grund zur Diskussion. Aus diesem Grund können die Vorhersagen auch von Studie zu Studie etwas voneinander abweichen.

[1] Plass, G. N. (1956). The carbon dioxide theory of climatic change. Tellus, 8(2), 140-154

[2] https://skepticalscience.com/global-warming-scientific-consensus.htm, Zugriff am 17.03.2024 19:24

Wir können den Klimawandel sowieso nicht aufhalten

Wenn wir als Menschen keinen Einfluss auf das Klima hätten, würden wir uns jetzt nicht inmitten des Klimawandels befinden. Deshalb wird auch oft vom “menschengemachten” oder „anthropogenen“ Klima gesprochen. Diese Benennung sollte uns eigentlich Hoffnung geben, denn wir haben uns selbst in diese missliche Lage gebracht, was allerdings auch bedeutet, dass wir uns auch wieder daraus hinausbefördern können!

Es wurden schon zahlreiche Strategien ausgearbeitet, wie dieses komplexe Problem gelöst werden kann. Viele folgen diesem einfachen Konzept: CO2 Emissionen drastisch reduzieren und den absoluten CO2 Gehalt in der Atmosphäre senken.

Nachdem das Kernproblem des Klimawandels der hohe CO2-Gehalt in der Atmosphäre ist, müssen auch die Anpassungsstrategie bei diesem Punkt ansetzen. Wie genau diese Forderungen in den einzelnen Sektoren umgesetzt werden, ist eben jene Herausforderung, der wir Menschen uns dringend widmen müssen.

Der Mensch gewöhnt sich doch eh an alles

Die Anpassungsfähigkeit der Menschheit ist zwar beachtlich, aber bei Weitem nicht unbegrenzt. Zudem ist die Tatsache, dass man sich überhaupt an etwas gewöhnen kann, nicht immer gegeben. Die Folgen des Klimawandels sind weitreichend und für viele Menschen existenzbedrohend. Beispielsweise sind bis 2050 ungefähr eine Milliarde Menschen von den Folgen des steigenden Meeresspiegels betroffen [1]. Dazu zählen beispielsweise Überflutungen und die Versalzung der Grundwasserreservoire, welche zahlreiche Menschenopfer fordern werden.

Oder beispielsweise die erhöhte Anzahl an tödlichen Hitzetagen pro Jahr, welche auf die gestiegene Durchschnittstemperatur zurückzuführen ist [2]. An diesen Tagen kann die Körperkerntemperatur nicht mehr durch Schwitzen reguliert werden – trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Aufenthalt an schattigen Orten. An diese Bedingungen kann man sich rein biologisch betrachtet gar nicht gewöhnen.

Natürlich gibt es für diese Probleme auch Anpassungsstrategien, wie beispielsweise das Installieren einer Klimaanlage. Doch diese Anpassungen sind an materielle und monetäre Bedingungen geknüpft, welche die zur Verfügung stehenden Mittel der Betroffenen oft übersteigen. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod führen.

In diesem Sinne lässt sich sagen, dass sich nur ein gewisser Teil der Bevölkerung überhaupt erst an den Klimawandel gewöhnen kann, denn gewisse Grundbedürfnisse wie Nahrungs- und Trinkwasserversorgung (beides Bereiche, welche vom Klimawandel bedroht sind) müssen nach wie vor gedeckt werden. Diejenigen Menschen, die diesbezüglich auf der Strecke bleiben, werden wohl mit ihrem Leben bezahlen müssen.

[1] IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 35-115, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647

[2] Mora, C., Dousset, B., Caldwell, I. R., Powell, F. E., Geronimo, R. C., Bielecki, C. R., … & Trauernicht, C. (2017). Global risk of deadly heat. Nature climate change, 7(7), 501-506

Klimamaßnahmen gefährden unseren Wohlstand

Viele Menschen assoziieren Klimamaßnahmen mit Verzicht und sehen dadurch ihren materiellen Lebensstandard, welcher häufig mit dem “Wohlstand” gleichgesetzt wird, gefährdet. Eine Umfrage in Deutschland, Frankreich und Polen hat ergeben, dass klimapolitische Maßnahmen, welche vermeintlich Kosten für die Individuen verursachen, sehr unbeliebt sind [1]. Beispiele dafür sind das Verbrenner-Aus oder das Erheben einer CO2-Steuer.

Das ist auch durchaus verständlich: Niemand möchte plötzlich auf sein Fortbewegungsmittel verzichten oder mehr Geld für die gewohnten Produkte ausgeben. Allerdings bestehen diese Maßnahmen nicht aus nur diesem einen Schritt.

Das Verbrenner-Aus muss mit einer Anpassung der öffentlichen Infrastruktur einhergehen, sodass genug öffentliche Verkehrsmittel und Ladestationen für E-Autos zur Verfügung stehen. Die CO2-Steuer kann nur durch eine Einführung eines staatlichen Klimabonus salonfähig werden.

Die Unbeliebtheit der Maßnahmen wird durch intensives Lobbying führender Branchen noch weiter verstärkt. Die Autoindustrie, die den Umstieg auf erneuerbare Energien weitestgehend verschlafen hat, beschränkt sich in der Darstellung der Klimamaßnahmen gerne auf die negativen Auswirkungen auf das Individuum. Die positiven Aspekte, die ein potentielles Verbrenner-Aus mit sich bringen könnte, wie beispielsweise weniger Tote durch Verkehrsunfälle, bessere Luftqualität, weniger Lärmbelästigung oder größere Unabhängigkeit von Staaten reich an fossilen Energieträgern, werden in der Diskussion oftmals nicht erwähnt.

Ebenfalls weitestgehend unerwähnt bleiben die monetären Auswirkungen bzw. die Gefährdung des Wohlstandes, welche das Nicht-Handeln in der Klimakrise mit sich bringt. Geschätzt wird das öffentliche Budget durch Klimaanpassungsmaßnahmen, klimakontraproduktive Subventionen und internationale Klimafinanzierung mit jährlich 5.4 bis 7 Milliarden Euro belastet. Hinzu kommen bei nicht Einhaltung der Klimaziele noch der verpflichtende Ankauf von CO2-Zertifikaten, der ab 2031 alleine 0.2% des österreichischen BIPs (Brutto Inlands Produkt) ausmachen kann. in diese Rechnung sind die klimabedingten Schäden an Mensch und Infrastruktur durch Extremwetterereignisse (z.B. Dürren, Überschwemmungen) noch gar nicht miteingerechnet [2].

All diese Argumente bezeugen, dass keine Maßnahmen zur Regulierung des Klimawandels den Wohlstand gefährden, nicht andersherum.

Zudem birgt das Erreichen der Klimaneutralität auch großes wirtschaftliches Potential. Beispiele dafür sind die Reduktionen des Gesamtenergieverbrauchs, welche die Unabhängigkeit von internationalen, wirtschaftlich riskanten Energie-Preisentwicklungen fördern oder der Ausbau erneuerbarer Energien, welcher neue Arbeitsplätze schafft [3].

[1] Abou-Chadi, T., Jansen, J., Kollberg, M., Redeker, N., (2024). Debunking the Backlash Uncovering European Voters’ Climate Preferences. Hertie School Jaques Delors center. https://www.delorscentre.eu/en/publications/detail/publication/debunking-the-backlash-uncovering-european-voters-climate-preferences (Zugriff 14.03. 15:55)

[2] Köppl, A., & Schratzenstaller, M. (2023). Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken. WIFO

[3] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240131_OTS0103/neue-studie-wie-klimaschutz-die-wirtschaft-staerkt

Neue Technologien sind ein vernünftiger Weg die Klimakrise zu verhindern und trotzdem unseren Wohlstand zu erhalten

Wie Klimamaßnahmen zur Erhaltung des “Wohlstands” beitragen, wird bei der Diskussion der Klima-Mythe “Klimamaßnahmen gefährden unseren Wohlstand” diskutiert.

Bei der Transformation zu einem klimaneutralen Staat werden neue Technologien eine große Rolle spielen, Beispiele dafür sind Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Diese Technologien sind bereits ausgereift und nachweislich wirksam, allerdings müssen sie auch gebaut und finanziert werden. Die Weichen für den einfachen und vor allem zügigen Verbau dieser Technologien zu stellen, obliegt hierbei der politischen Verantwortung.

Doch die “neuen Technologien”, wie sie in Gesprächen gerne als Argument angeführt werden, ohne dabei ins Detail zu gehen, welche denn eigentlich gemeint sind, beschränken sich nicht nur auf die Energiegewinnung. Forschende haben im “Project Drawdown” eine Liste von Maßnahmen erstellt, welche effektiv zum Klimaschutz beitragen. Platz Eins wird belegt vom effizienten Recycling von Kühlstoffen, Platz zwei vom Bau von Windanlagen, Platz drei und vier von der Reduktion der Lebensmittelverschwendung und vom Umstieg auf eine pflanzenbasierte Ernährung und Platz 5 vom Erhalt der tropischen Regenwälder [1]. Technologien, welche die Umsetzung dieser Maßnahmen unterstützen, werden also maßgeblich an der Lösung des Problems teilhaben.

Technologien wie “Carbon Capture and Storage” (CCS), welche darauf ausgelegt sind, Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zu filtern und anderwärtig zu lagern, haben es nicht auf diese Liste geschafft. Die Gründe dafür sind ein hoher Energie- und Kostenaufwand, was die wirtschaftliche Skalierung beeinträchtigt.

Im Jahr 2024 sind weltweit ungefähr 40 CCS Anlagen in Betrieb, welche ungefähr 45 Millionen CO2 aus der Atmosphäre entfernen [2]. Das sind ungefähr 0,1% der globalen Emissionen von 2023 (37.4 Milliarden Tonnen) [3]. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass diese Technologien noch nicht wettbewerbsfähig sind und in dem kurzen Zeitfenster, dass zur Verhinderung der Überschreitung kritischer Kipppunkte noch offen steht, nicht relevant sind.

Ein weiteres, gern verwendetes Beispiel sind die sogenannten “E-Fuels”, welche als Lösung zum Erhalt der Verbrenner angepriesen werden. Darunter werden syntetisch hergestellte Kraftstoffe verstanden, welche durch elektrische Energie aus CO2 oder Wasser hergestellt werden. Das Problem dieser “klimaneutralen” Kraftstoffe ist der hohe Energieaufwand bei der Herstellung. Das macht diese Anpassungsmaßnahme wirtschaftlich unattraktiv und im Vergleich zu rein elektrisch betriebenen Autos sechs mal ineffizienter. [4]

[1] Brennan, R. A., Urbina, J., Oliden, J. F., & Rodríguez, J. M. (2020, June). Project Drawdown. In 2020 ASEE Virtual Annual Conference Content Access

[2] https://www.iea.org/energy-system/carbon-capture-utilisation-and-storage, Zugriff am 16.03.2024 15:40

[3] https://www.iea.org/reports/co2-emissions-in-2023/executive-summary, Zugriff am 16.03.2024 15:4

[4] https://www.umweltbundesamt.at/mobilitaet/technologie/synthetische-verbrennungskraftstoffe , Zugriff am 17.03.2024 18:20

Technologieoffenheit – keine Denkverbote

sind halt Schlagworte, mit denen man ignoriert, dass selbst Technologieexperten manche Technologien nicht für zielführend halten. Z. B. E-Fuels: technisch machbar, für Verbrennungsmotoren geeignet, aber von Technologen und Ökonomen als viel zu teuer und maximal für Flugzeuge und Spezialanwendungen einsetzbar beschrieben. Man könnte argumentieren, dass sich das Problem von selbst – über die Wirtschaftlichkeit (E-Autos können wesentlich ökonomischer betrieben werden als Autos mit E-Fuel) lösen wird. Aber leider wird das meist als Argument dafür benutzt, am Verbrennungsmotor festhalten zu können.

Überall Regeln, alles wird eingeschränkt, 100 Auf der Autobahn rettet das Klima auch nicht

Die heutigen Industriestaaten und damit auch Österreich haben sich ihren aktuellen Wohlstand auf Kosten des Klimas erarbeitet. Da ist es doch verständlich, dass sich einige alltägliche Dinge ändern müssen, um das Problem des Klimawandels vernünftig zu adressieren.

Weiters ist auch klar, dass es mehr als nur eine einzige Maßnahme braucht, um die Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Die 100 km/h Beschränkung auf der Autobahn wird allerdings gerne als Paradebeispiel einer einfachen, aber effektiven Maßnahme herangezogen.

Im Jahr 2021 machte der Verkehr 27,8% (ca. 21,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) der gesamten österreichischen Emissionen aus – nach dem Sektor Energie und Industrie der zweitgrößte Emitter [1]. Eine Temporeduktion von 130 km/h auf 100 km/h auf Autobahnen und von 100 km/h auf 80 km/h auf Landstraßen würden eine Emissionsreduktion von 9% – 11% (je nach Stärke der Überwachung) im Sektor Verkehr mit sich bringen [2]. Das sind, wenn mit den Daten von 2021 gerechnet wird, ca. 2,5% Reduktion der gesamten österreichischen Emissionen.

Zudem können 9% – 10% an fossilem Treibstoff eingespart werden (ca. 0,9 Tonnen pro Jahr), Reduktionen der Unfälle, Verletzten und Getöteten würden sich um jeweils ca. 15%, 19% und 28% reduzieren, der Verkehrsfluss wäre verbessert und die Lärmbelästigung verringert [2].

Diese einzige, leicht umsetzbare Maßnahme würde somit nicht nur drastisch zum Klima-, sondern auch zum Personenschutz beitragen.

[1] https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0871bfz.pdf , Zugriff 17.03.2023 19:01

[2] Berger, W. J., Kräutler, C., Sammer, G., Schopf, J. M., Schützhofer, B., & Snizek, S. (2022). Ein neuer Ansatz für höchstzulässige Geschwindigkeiten im Straßenverkehr in Österreich aus synergetischer, nachhaltiger Sicht (Vol. 25). Österreichische Forschungsgesellschaft Straße–Schiene–Verkehr

Das Problem ist ja nicht …, sondern es wäre viel wichtiger … zu lösen.

Aussagen wie diese sind Paradebeispiele für den sogenannten “Whataboutism”. Diese rhetorische Figur ist nach der englischen Phrase “What about …?” (“Was ist mit …?”) zurückzuführen und wird verwendet, um einen Missstand durch Aufzeigen eines anderen zu relativieren. Natürlich wird dabei nicht auf das Problem eingegangen, sondern die vortragende Person in Frage gestellt. Durch die Verwendung von solchen Scheinargumenten soll sowohl die eingenommene Position als auch die Person im Gespräch diskreditiert werden.

Natürlich gibt es neben dem Klimawandel noch weitere Problemstellungen, die ihre Berechtigung haben und adressiert werden müssen. Sollten diese Problematiken aber erst dann an Relevanz gewinnen, wenn der Klimawandel angesprochen wird, kann davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei um eine Ausrede handelt. Zudem ist der Klimawandel ein sehr komplexes Problem, welches großen Einfluss auf viele “Missstände” in der Welt hat, wie soziale Gleichstellung, Gesundheit und Gerechtigkeit. Demnach können diese Probleme nicht “gelöst” werden, ohne den Klimawandel zu adressieren.

Wenn ich alleine was mache, hilft das gar nichts

Wenn der Begriff “hilft das gar nichts” in der Aussage darauf bezogen ist, dass die Handlungen einer Person im Alleingang den Klimawandel nicht rückgängig machen können, dann stimmt das wohl. Sollte damit allerdings gemeint sein, dass eine einzelne Person überhaupt keinen Einfluss auf das Klima hat, dann befindet man sich gehörig auf dem Holzweg.

Eine berechtigte Frage wäre nicht, ob, sondern wie viel man mit dem eigenen Verhalten zur Lösung des Problems beitragen kann. Gerade beim Thema Klimaschutz wurde der Bevölkerung von diversen Werbekampagnen der fossilen Industrie jahrelang eingebläut, dass die beste Strategie zur Emissionsreduktion persönlicher Verzicht ist. Die Verantwortung für den Klimawandel wurde somit „individualisiert“, die Verbrauchenden und nicht die Produzierenden sind Schuld an der Situation.

Diese Sichtweise scheint durch die Realität bestätigt, denn die globale Energieinfrastruktur ist zum Großteil auf fossilen Energieträgern aufgebaut [1]. Deshalb werden einige Klimaschutzmaßnahmen auch mit persönlicher Einschränkung assoziiert (z.B. das Verbrenner-Aus = Autos werden verboten) und sind deshalb bei der Bevölkerung unbeliebt [2]. Das wiederum hat Folgen für den politischen Diskurs, bestimmte Maßnahmen werden gar nicht, verzögert oder nur in abgeschwächter Form durchgesetzt. Somit bleibt das grundlegende Problem, die systematische Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, bestehen. Dadurch wird es wiederum für Individuen schwieriger, unattraktiver und unwirksamer, klimafreundliche Handlungen zu setzen (z.B. mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, weil die dafür nötige Infrastruktur fehlt).

Dass das eigentliche Problem kein Individuelles, sondern ein systemisches ist, zeigt die Tatsache, dass es für Normalverdienende in Industriestaaten selbst unter großen Anstrengungen unrealistisch ist, ihre Emissionen um mehr als ein Drittel zu senken [3]. Das bedeutet, dass diejenigen Handlungen, welche als „Systemveränderung“ zu kategorisieren sind, die wirksamsten sind. Einige Ideen für diese Maßnahmen befinden sich in der folgenden Tabelle [4]:

Wirkungsbereich

Mögliche Maßnahmen

 

Privatleben

Informieren und Reflektieren

Über das Klima sprechen

Geld richtig anlegen

 

Arbeitsleben

Green-Jobs

Arbeitsstunden reduzieren (mehr Zeit für aktiven Klimaschutz)

Veränderungen am Arbeitsplatz initiieren

 

Gesellschaft

Klimabildung fordern/fördern

Ehrenamtlich fürs Klima engagieren

Geld/Zeit spenden

 

Politik

Jede Wahl zur Klimawahl machen

Klimaklagen einreichen/unterstützen

Demonstrieren gehen

Das System zu verändern heißt in diesem Fall dazu beizutragen, dass klimafreundliches Verhalten alltäglich wird, also für Möglichkeiten zu sorgen, dass die Mitmenschen weniger Emissionen ausstoßen. Aktuell ist allerdings jede*r für sich dafür verantwortlich, ob CO2 eingespart wird oder nicht. Aus diesem Grund folgt noch eine kurze Zusammenfassung derjenigen Maßnahmen mit der größten Auswirkung auf die individuellen Emissionen [2].

Kategorie

Maßnahmen

Emissionseinsparung in Treibhausgastonnen pro Jahr

Mobilität

Anzahl der Flüge halbieren

Fahrleistung mit dem Verbrenner halbieren

> 1t

> 1t

 

Ernährung

Fleischverzehr stark reduzieren (vegetarisch)

Tierische Produkte stark reduzieren (vegan)

Nahrungsmittelabfälle vermeiden

0.5t

0.9t

0.4t

 

 

Wohnen

Wärmepumpe oder erneuerbare Energie zum Heizen

100% Ökostrom

Energetisch sanieren/dämmen

Auf Haus(neu)bau verzichten

Wohnfläche verkleinern

0.75t

 

> 1t

0.8t

>> 1t

0.8t

 

[1] https://www.statista.com/statistics/265619/primary-energy-consumption-worldwide-by-fuel/

[2] https://www.derstandard.at/story/3000000211059/das-verbrenner-aus-ist-die-unbeliebteste-klimaschutzmassnahme, Zugriff am 09.04.2024, 15:22

[3] IPCC, 2022: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press. Cambridge University Press, Cambridge, UK and New York, NY, USA, 3056 pp., doi:10.1017/9781009325844.

[4] Baunach, Gabriel. (2023) Hoch die Hände Klimawende. Michael Fischer GmbH.

Klimawandel ist nicht so schlimm

Hierbei handelt es sich natürlich um eine individuelle Einschätzung und es steht jedem frei zu definieren, was mit “nicht so schlimm” gemeint ist. Den Prognosen zufolge bedeutet dieses “nicht so schlimm” tiefgreifende Auswirkungen auf den Alltag der globalen Bevölkerung.

Hier einige Beispiele:

  • Durch das Abschmelzen der Landeismassen steigt der Meeresspiegel. Dadurch sind Ökosysteme und Infrastruktur in Küstennähe von zunehmenden Überschwemmungsrisiken und Grundwasserreservoire von Versalzung bedroht. Bis 2050 wird die Zahl der Betroffenen auf eine Milliarde geschätzt [1].
  • Die Anzahl der tödlichen Hitzetage in allen Klimazonen (und damit auch in Österreich) nimmt zu. Bei Temperaturen von über 37°C (bei hoher Luftfeuchtigkeit auch weniger) kann die Körperkerntemperatur nicht mehr durch Schwitzen reguliert werden, was von gesundheitlichen Problemen bis hin zum Tod führen kann [2].
  • Extremwetterereignisse treten global vermehrt und mit schlimmeren Folgen auf [2].
  • Vermehrtes Auftreten von Krankheiten [1].

Durch diese Umstände werden weltweit Menschenleben gefährdet. Zusätzliche Schäden an der Infrastruktur haben des weiteren erhebliche wirtschaftliche und auch politische Folgen. Wenn z.B. die Nahrungsmittel- und Trinkwasserqualität nicht mehr sichergestellt werden kann, hat das große Auswirkungen auf die Lebensqualität und kann in besonders stark betroffenen Gebieten zu Abwanderung führen. Prognosen zufolge wird die Zahl der auswandernden Menschen bis 2050 zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde liegen [3].

Nachdem nun einige wenige potentielle Folgen des Klimawandels benannt sind, würde sich ein Überdenken der Aussage “ist nicht so schlimm” durchaus anbieten.

[1] IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 35-115, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647

[2] Mora, C., Dousset, B., Caldwell, I. R., Powell, F. E., Geronimo, R. C., Bielecki, C. R., … & Trauernicht, C. (2017). Global risk of deadly heat. Nature climate change, 7(7), 501-506

[3] Apap, J., Harju, S. J., (2023). The concept of ‘climate refugee’. Think Tank European Parliament.

Wir haben wichtigere Probleme

Der Klimawandel wird Auswirkungen für die globale Bevölkerung haben, allerdings nicht im gleichen Ausmaß. Ein kleiner Teil wird sich an diese neuen Bedingungen anpassen können, z.B. durch den Ausbau von Klimaanlagen oder extremwetterfester Infrastruktur. Für diejenigen Menschen scheint es tatsächlich wichtigere Probleme zu geben, wie beispielsweise die Inflationsraten. Das gilt allerdings nur für jene, die das nötige Kleingeld besitzen und sich die Anpassungsmaßnahmen damit leisten können. Das sind zu einem Großteil auch all jene Menschen, die verstärkt zum Klimawandel beigetragen haben, also ein Großteil der Bevölkerung in Ländern mit hohem Bruttoinlandsprodukt (BIP) [1]. Auch innerhalb dieser stoßen Menschen mit hohem privatem Einkommen tendenziell mehr Emissionen aus [2], tragen also mehr zum Klimawandel bei und sind weniger von den Konsequenzen betroffen, da sie sich die nötigen Anpassungsmaßnahmen leisten können.

Kurzum, für einige Menschen stellt der Klimawandel eine akute existenzielle Bedrohung dar, für andere noch nicht mehr als eine lästige Unannehmlichkeit. Allerdings werden wir alle mit den Folgen des Klimawandels auf die eine oder andere Weise konfrontiert sein, sei es durch die vermehrt und verstärkt auftretenden Extremwetterereignisse, die politischen und wirtschaftlichen Folgen aufgrund Klimawandelanpassungsmaßnahmen oder Flüchtlingsströme aus unbewohnbar gewordenen Gebieten, oder  großangelegte gesundheitliche Maßnahmen durch das verstärkte Auftreten von Krankheiten verbunden mit der Abnahme der Nahrungs- und Trinkwasserqualität. Der Klimawandel betrifft jede einzelne Person und das Potenzial für eine Einschränkung oder sogar Gefährdung der Lebensqualität ist hoch. Wenn das nicht genügend Gründe sind, um dieses Problem zum wichtigsten dieses Jahrhunderts zu machen dann, dann zumindest zu einem, an dem kontinuierlich und ohne weitere Verzögerung gearbeitet werden muss.

[1] https://ourworldindata.org/inequality-co2, Zugriff 10.04.2024 15:26

[2] https://www.theguardian.com/environment/2023/nov/20/richest-1-account-for-more-carbon-emissions-than-poorest-66-report-says, Zugriff 10.04.2024 15:27

Wenn ich mich klimafreundlich verhalte, zahle ich drauf

Unsere moderne Gesellschaft ist stark von fossilen Energieträgern abhängig und werden daher teils stark subventioniert, was sich natürlich auch im Alltag der Menschen bemerkbar macht: Flugtickets sind günstiger als die gleiche Strecke mit dem Zug zu fahren oder die Infrastruktur für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen fehlt. Wer sich in diesem System klimafreundlich verhalten will, dem werden tatsächlich viele Steine in den Weg gelegt.

Daher ist es so wichtig, an dieser systematischen Benachteiligung zu arbeiten, sodass klimafreundliches Verhalten nicht mehr die Ausnahme, sondern die Norm wird. Welche Maßnahmen als Individuum ergriffen werden können, welche sowohl Auswirkungen auf die persönliche als auch die allgemeine Emissionsbilanz haben, werden im Punkt “Wenn ich alleine was mache, hilft das gar nichts” aufgelistet. Hierbei beruht die Zumutbarkeit der einzelnen Methoden natürlich auf der persönlichen Einschätzung. Wenig ist besser als überhaupt nichts zu tun. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass wir in den Szenarien eines verstärkt auftretenden Klimawandels alle so richtig draufzahlen müssen durch erhöhte Kosten aufgrund von Infrastrukturschäden, Ernteverlusten, Klimawandelanpassungsmaßnahmen und Strafzahlungen durch Verfehlen der Klimaziele. Letzteres kann in Österreich Prognosen zufolge ab 2031 alleine 0,2% des BIPs ausmachen [1]. Die aktuellen potenziellen Einsparmöglichkeiten durch das Nichteingreifen von Klimaschutzmaßnahmen rentieren sich also nicht.

[1] Köppl, A., & Schratzenstaller, M. (2023). Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken. WIFO

Wenn Österreich jetzt auf erneuerbare Energie umsteigt, hat das negative wirtschaftliche Konsequenzen.

Aktuell sind viele Bereiche der industriellen Produktion auf fossile Energieträger angewiesen und auf deren Nutzung ausgerichtet. Somit erwartet auch niemand, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien von heute auf morgen passiert. Diese schrittweise Umstellung bringt jedoch nicht negative, sondern positive Konsequenzen mit sich, wenn Österreich als Ganzes betrachtet wird. Eine Studie hat ergeben, dass bei einer jährlichen Investition von 4,5 Mrd € in den Ausbau erneuerbarer Energieträger das Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2020 bis 2030 um 9,8 Mrd € pro Jahr gesteigert werden könnte. Zusätzlich könnten im Durchschnitt ca. 100.000 neue Arbeitsplätze pro Jahr geschaffen werden [1]. Bis 2030 könnten so 13 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden – eine echte Win-Win-Situation!

Zudem muss berücksichtigt werden, dass sich auch die Wirtschaft an die wandelnden Zeiten anpassen muss, um nicht erhebliche Verluste zu erleiden. Die Kosten des klimapolitischen Nicht-Handelns belaufen sich aktuell auf bereits 5,7 – 7 Mrd € pro Jahr, durch die Finanzierung von klimaschädlichen Subventionen, Klimawandelanpassungsmaßnahmen und die Finanzierung internationaler Klimapolitik. Hinzu kommen klimawandelbedingte Schäden durch Extremwetterereignisse, welche auf aktuell mindestens 2 Mrd. € und bis 2030 auf mindestens 2,5 bis 5,2 Mrd € pro Jahr geschätzt werden [2].

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass das Versäumnis des Umsteigens auf erneuerbare Energieträger negative Konsequenzen mit sich bringt!

[1] Goers, S., Schneider, F., Steinmüller, H., & Tichler, R. (2020). Wirtschaftswachstum und Beschäftigung durch Investitionen in Erneuerbare Energien. Volkswirtschaftliche Effekte durch Investitionen in ausgewählte Produktions-und Speichertechnologien. Online: https://energieinstitut-linz. at/wpcontent/uploads/2020/10/Energieinstitut-VWL-Effekte-durch-Investitionen-in-EE-Langfassung. pdf (2023-04-24)

[2] Köppl, A., & Schratzenstaller, M. (2024). Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken. WIFO, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung.

Das wahre Problem sind ja die Leute, die XYZ machen / zu faul zum Busfahren sind / etc…

Heutzutage ist es nicht sinnvoll, die Schuld bei einzelnen Individuen zu suchen. Das Problem liegt im System, welches zu einem großen Teil auf fossilen Energieträgern aufgebaut ist. Das zeigt sich daran, dass es für diejenigen, die in Industrieländern leben, selbst unter dramatischen persönlichen Einschränkungen nicht möglich ist, den persönlichen Fußabdruck um mehr als ein Drittel zu senken [cite]. Hierbei spricht man vom sogenannten “lock-in”-Effekt: Der Fortschritt eines Systems wird durch die historischen Gegebenheiten eingeschränkt [2]. Ein Beispiel: Jemand möchte gerne mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, es gibt allerdings keine gesicherten Radwege oder zeitgerechte Anbindungen mit dem öffentlichen Verkehr. Da diese Person trotzdem zur Arbeit muss, fährt sie mit dem Auto.

Natürlich gibt es auch diejenigen, welche bestehende klimafreundliche Alternativen aus Bequemlichkeit nicht wählen. Natürlich trägt jede*r eine gewisse Verantwortung für das Klima. Doch sind die Menschen am Klimawandel schuld, die klimaschädliche Dinge tun, welche vom System erlaubt werden oder sollte nicht doch das System selbst überarbeitet werden? Kurzum, soll Klimaschutz von der individuellen Verantwortung abhängen, welche oft durch den “lock-in”-Effekt beeinträchtigt wird, oder soll es Gesetze, Regelungen und finanzielle Anreize geben, welche klimafreundliches Verhalten zur Norm und nicht zur Ausnahme macht?

Durch diese Ansicht verändern sich auch die persönlichen Verantwortungen für wirksamen Klimaschutz: Die eigenen Emissionen, so weit es die Situation erlaubt, einschränken und vermehrt an der systematischen Umgestaltung arbeiten. Einige Beispiele dafür sind: Wählen, Klimaschutz im Wahlprogramm fordern, Geld richtig investieren oder sich ehrenamtlich für Klimaschutzorganisationen engagieren. Weitere Ideen finden sich unter dem Punkt “Wenn ich alleine was mache, dann hilft das gar nichts”.

[2] PCC, 2023: Annex I: Glossary [Reisinger, A., D. Cammarano, A. Fischlin, J.S. Fuglestvedt, G. Hansen, Y. Jung, C. Ludden, V. Masson-Delmotte, R. Matthews, J.B.K Mintenbeck, D.J. Orendain, A. Pirani, E. Poloczanskaa, and J. Romero (eds.)]. In: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 119-130, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647.002.

Es bringt doch eh schon alles nichts mehr, da kann ich auch schon gleich machen, was ich will.

Es ist wahr, dass die mediale Berichterstattung wenig Positives in Sachen Klimaschutz zu berichten hat. Den Berechnungen der Wissenschaft zufolge sinkt die Wahrscheinlichkeit, das 1.5°C Ziel der Pariser-Klimakonferenz zu erreichen. Dazu müssten die globalen Emissionen bis zur Mitte der 2020er Jahre ihren Höhepunkt erreichen und danach stark abfallen [1]. Allerdings stehen diesem Ziel soziale und ökonomische Hürden im Weg, welche Fortschritte in Richtung Dekarbonisierung untergraben [2]. Hinzu kommt, dass viele Menschen das Problem begriffen haben und versuchen, ihre eigenen Emissionen weitestgehend zu reduzieren – nur um später wieder mit negativen Nachrichten konfrontiert zu werden. Gefühle wie Frust und Hilflosigkeit sind oft die Folge. Da könnte man meinen, dass diejenigen, die sich dieser Thematik weniger annehmen und ihr Leben ohne Rücksicht aufs Klima leben, besser dran sind. Da ist es schon verständlich, dass sich Gedanken, wie in der Überschrift genannt, im Alltag einschleichen.

Das heißt allerdings noch lange nicht, dass Aussagen wie diese wahr sind. Denn sollten sich die Prognosen als korrekt erweisen und das 1.5°C wird nicht mehr erreicht, macht es dennoch einen riesigen Unterschied, ob es zu Erwärmungen von 2°C oder 3°C kommt. Es lohnt sich, um buchstäblich jedes Zehntel Grad zu kämpfen. Zur Veranschaulichung: Ein Anstieg der menschlichen Körpertemperatur um 1°C ist zwar unangenehm, aber in den meisten Fällen nicht gefährlich. Bei einer Erhöhung von 2°C oder 3°C besteht eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit.

Außerdem bedeutet die Tatsache, dass ein Mensch nicht im Alleingang das Klima retten kann, nicht, dass individuelle Entscheidungen irrelevant sind. Es gibt allerdings gewisse Handlungen, die mehr Einfluss haben als andere. Beispiele dafür sind klimafreundliches Wahlverhalten, Zeit oder Geldspenden an Klimaschutzorganisationen, Förderung der Klimabildung und das Richtige Anlegen des Geldes. Weitere Beispiele sind im Punkt „Wenn ich alleine was mache, dann hilft das gar nichts” aufgelistet.

[1] IPCC, 2023: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2023: Synthesis Report.Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 1-34, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647.001.

[2] Engels, A., Marotzke, J., Gresse, E., López-Rivera, A., Pagnone, A., & Wilkens, J. (2023). Hamburg Climate Futures Outlook 2023: The plausibility of a 1.5° C limit to global warming-Social drivers and physical processes.

Das alles macht ja wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn. Wir brauchen das Erdöl und das Gas um unser Wachstum zu ermöglichen. Wir sollten mit Geoengineering beginnen.

Wirtschaftlich gesehen stellt der Klimawandel eine reine Katastrophe dar: Prognosen zufolge steht das globale Wirtschaftseinkommen bis 2050 einer Reduktion von 11% – 29% gegenüber. Diese Geldmenge entspricht der sechsfachen Menge der benötigten Investitionen, um die globale Erwärmung auf 2°C zu reduzieren [1]. Das blödeste an der Sache: Diese Prognose besteht unabhängig von zukünftigen Emissionen, sondern beruht allein auf der Menge an CO2, welche sich bereits in der Atmosphäre befinden. In Österreich wird es zu Einkommensrückgängen von bis zu -15,7% (Wien, Burgenland) bis -8,2% (Tirol) kommen [2]. Dieses Gefälle entsteht, da tiefer gelegene Regionen stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind als höher gelegene. zumindest von der wirtschaftlichen Perspektive aus betrachtet, ist es also sinnvoll, den Klimawandel einzudämmen.

Die große Frage bleibt natürlich: Wie sollte das bewerkstelligt werden? Neben der Vermarktung von “Carbon Capture and Storage”-Technologien, welche CO2 aus der Atmosphäre filtern und andernorts lagern sollen, schleichen sich oftmals Argumente für sogenanntes Geo-Engineering in die Diskussion. Unter diesem Begriff werden Technologien verstanden, welche direkt in die planetare Energiebilanz eingreifen um so globalen Temperaturanstieg zu verhindern [3]. Beispiele dafür sind künstliche Düngung des Ozeans, um das Wachstum der Algen und damit das Binden von CO2 zu beschleunigen, oder das Einbringen von Schwebeteilchen in die Atmosphäre, um die Sonneneinstrahlung auf der Erdoberfläche zu reduzieren. Dadurch könnte, so in der Theorie, die globale Erwärmung eingedämmt werden, ohne den Status-Quo zu verändern.

Genau an diesem Punkt setzt die Kritik solcher Maßnahmen an: Geo-Engineering behandelt nur die Symptome (Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur) und nicht den Auslöser (Treibhausgasemission) des Klimawandels. Außerdem besteht die Gefahr, dass derartige massive Eingriffe in die Atmosphäre weitreichende negative Folgen haben kann – das System “globales Klima” ist viel zu komplex, um die genauen Auswirkungen vorhersagen zu können. Zudem sind viele der Ansätze Gedankenspiele, welche in den meisten Fällen nicht durch Experimente unterstützt sind, da selbst die Forschung an diesen Projekten ein erhebliches globales Risiko darstellt.

Aus all den aufgelisteten Argumenten lässt sich schließen, dass der Verweis auf potenzielles Geo-Engineering kein stichhaltiges Argument in der Debatte zur Abmilderung des Klimawandels ist. Dafür sind die Pläne zu theoretisch, die Datenlage zu dünn und letzten Endes das Risiko zu groß. Die dabei verlorene Zeit ist besser in Überlegungen investiert, wie die systematische Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern erreicht werden kann.

[1] Kotz, M., Levermann, A. & Wenz, L. The economic commitment of climate change. Nature 628, 551–557 (2024). https://doi.org/10.1038/s41586-024-07219-0

[2] https://science.orf.at/stories/3224629/, Zugriff am 18.04.24 15:58

[3] https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/umweltrecht/umweltvoelkerrecht/geoengineering-governance#geoengineering-in-meeren-regelung-unter-dem-londoner-protokoll, Zugriff am 26.04.24 12:03

Die Klimaschutzsubventionen sind viel zu hoch und den Steuerzahler*innen gegenüber nicht fair

Hierbei muss berücksichtigt werden, dass in Österreich sowohl Geld für klimafreundliche, als auch für klimaschädliche Subventionen ausgegeben wird. Eine WIFO Studie beziffert die Ausgaben für klimaschädliche Subventionen mit 4,1 – 5,7 Mrd. € pro Jahr. Hinzukommen Strafzahlungen für nicht-erreichte Klimaziele, Maßnahmen zur internationalen Klimaschutzfinanzierung, Klimawandelanpassungsmaßnahmen und klimawandelbedingte Schäden miteingerechnet werden. Insgesamt würde die öffentliche Hand mit insgesamt 5,4 – 7,0 Mrd. € belastet werden [1].

Im Bericht “Klima- und Umweltschutz” für das Jahr 2024 des Bundesministeriums für Finanzen wird das Gesamtbudget für die Maßnahmen, welche “bewusst und eindeutig zu der Erreichung der klimapolitischen Ziele beitragen” rund 5,54 Mrd €. Hierbei wird dieses Budget auch zur Finanzierung eben genannter Klimawandelanpassungsmaßnahmen und zur internationalen Klimaschutzfinanzierung aufgewendet. Hinzu kommen noch einige Umweltschutzförderungen, die keinen direkten Einfluss auf den Klimawandel haben, wie beispielsweise der Strahlenschutz (radioaktive Strahlung, Anm.), Hochwasserschutz, Wildbach- und Lawinenverbauung. Insgesamt beläuft sich die Finanzierung von aktivem Klimaschutz also auf weniger als 5 Mrd. € [2].

Dadurch fließen mehr Steuergelder in klimaschädliche als in gezielt klimaschützende Vorhaben. Dabei wird der Klimawandel gravierende Folgen für die Wirtschaft und infolgedessen auch für die Bevölkerung haben. Die prognostizierten Einkommensrückgänge reichen bis ins Jahr 2050 von -15,6% (Wien, Burgenland, Vorarlberg) bis -8,2% Tirol – diese Vorhersage beruht nur auf den bis 2023 emittierten CO2 Mengen und ist unabhängig von künftigen Emissionsreduzierungen [3]. Nachdem der Klimawandel also an reale monetäre Verluste geknüpft ist, wäre es treffender zu sagen, dass klimaschädliche Subventionen, welche aus öffentlicher Hand bezahlt werden, den Steuerzahler*innen gegenüber unfair sind.

[1] Köppl, A., & Schratzenstaller, M. (2023). Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken. WIFO

[2] https://service.bmf.gv.at/Budget/Budgets/2024/beilagen/Klima-_und_Umweltschutz_2024.pdf, Zugriff am 26.04.2024 14:00

[3] https://science.orf.at/stories/3224629/, Zugriff am 27.04.2024 17:28

Aber wie kann es bei uns immer noch schneien, wenn die Temperatur doch gestiegen sein soll?

Hier dürfen die Begriffe “Wetter” und „Klima“ nicht verwechselt werden. Unter “Wetter” versteht sich im Allgemeinen der kurzfristige, regionale Zustand der Atmosphäre. Vereinfacht ausgedrückt ist Wetter das, was man durch das Fenster sehen kann: Regen, Schnee, Sonnenschein, usw [1]. Das “Klima” wiederum ist der Durchschnitt der Wetterereignisse über längere Zeiträume (meist 30 Jahre) hinweg [2]. Oder anders formuliert: Das Klima hilft, um Prognosen für das Wetter aufzustellen. Bei steigenden Temperaturen ist die Wahrscheinlichkeit, viele kalte Tage im Winter zu haben, verringert. Das heißt nicht, dass diese nicht auftreten können, sondern lediglich, dass die Anzahl der gezählten kalten Tage in den letzten 30 Jahren abnimmt.

Insgesamt wird es immer schwieriger werden, das Wetter vorauszusagen, da der Klimawandel die Anzahl und Heftigkeit von Extremwetterereignissen (besonders solche, die mit hohen Temperaturen verbunden sind, wie Hitzewellen und Dürren aber auch Starkregenereignisse)  beeinflusst und in vielen Fällen begünstigt [3]. Diese wiederum gefährden sowohl die Bevölkerung, als auch die Wirtschaft und die Infrastruktur. 

[1] https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/begriffe/W/Wetter.html, Zugriff am 27.04.2024 17:48

[2] https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html;jsessionid=7BBFD1127DBE13A3A4DFB2D6C74228C6.live31084?lv2=101334&lv3=101462, Zugriff am 27.04.2024 17:49

[3] IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 35-115, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647

Bei diesen korrupten Politiker*innen wird sowieso nichts passieren, da ist es ja schon fast egal, wen man wählt.

Sicher, Korruption ist immer ein riesiges Thema, wenn viel Geld im Spiel ist. Aber wir leben in einer Demokratie, welche Mittel hat, vor genau diesem Problem zu schützen. Außerdem würde man sich so selbst die Handlungsmacht wegnehmen, in dem man behauptet, dass der Einzelne gar nichts tun kann. Dann wären wir machtlos. Aber das sind wir nicht, weil wir Mitspracherecht haben und dieses auch nutzen sollen! Es gibt viele Möglichkeiten seine Macht auszuüben in diversen Aktivierungsmöglichkeiten.

Österreich ist Vorreiter bei Erneuerbaren Energien

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Laut offiziellen Angaben des Umweltbundesamtes betrug der Gesamtanteil der fossilen Energieträger Öl, Gas und Kohle am österreichischen Bruttoinlandsverbrauch im Jahr 2022 in eben genannter Reihenfolge 35%, 21,3% und 7,5 % (insgesamt 63,8%), der Anteil der erneuerbaren Energieträger (Photovoltaik, Wind, Wasserkraft, Umgebungswärme und Biogene Energien) betrug insgesamt 31,6%. Der Anteil dieser Energieträger im EU-27 Raum betrug 2021 17,4%. Damit liegt Österreich über dem EU-27 Durchschnitt, 2021 lag Österreich auf Platz 5, was den Anteil der erneuerbaren Energie am Bruttoendenergieverbrauch betrifft [1].

Diese Zahlen müssen allerdings in den Kontext der Gesamtemission in Österreich gesetzt werden, denn die Eindämmung des Klimawandels kann nur durch Reduktion des atmosphärischen CO2 erfolgen. Diesbezüglich verzeichnet der Report einen Emissionsrückgang von -16,3% in der Zeitspanne 2005-2021. Wird der Zeitraum auf 1990-2021 erweitert, verringert sich der Rückgang auf -1,9%.

Weiters müssen auch die politischen Anforderungen und nicht nur der Vergleich mit den  EU-27-Staaten berücksichtigt werden. Das Ziel der europäischen Netto-Treibhausgas-Reduktion beträgt bis 2030  mindestens -55% im Vergleich zu dem Jahr 2005, laut dem “Green Deal“. Für Österreich bedeutet das eine Reduktion um -48% bis 2030 (verglichen mit den Emissionen im Jahr 2005) [2].

In diesem Sinne stimmt es also, dass Österreich ein “Vorreiter” im Bezug auf erneuerbare Energien ist, zumindest im Vergleich mit den EU-27-Staaten, hinkt jedoch in Sachen angestrebter Emissionsreduktion den EU-Zielen hinterher. Natürlich darf man sich selbst als Nation beim Erreichen von kleineren Zielen  auch mal auf die Schulter klopfen, allerdings darf das Endziel nicht aus den Augen verloren werden. Der Zwischenerfolg darf nicht als Ausrede für Nicht-Handeln missbraucht werden.

[1] https://www.bmk.gv.at/themen/energie/publikationen/zahlen.html, Zugriff 28.04.2024 12:15

[2] https://www.umweltbundesamt.at/klima/treibhausgase, Zugriff 28.04.2024 12:07

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In NÖ stehen bereits sehr viele Windräder

Ja, Niederösterreich hat von allen Bundesländern die meisten Windräder. Aber Niederösterreich hat als größtes Bundesland auch das größte ungenutzte Potential an Windkraft in Österreich. Deshalb müssen pro Jahr 100 Windräder gebaut werden, um in 10 Jahren unabhängig von fossilen Heizsystemen und Erdgas zu sein.

Klimaschutz geht auch ohne ein starkes Klimaschutzgesetz

In Österreich gibt es seit 2011 ein Klimaschutzgesetz, welches für die “Sektoren Energie und Industrie (außerhalb des EU-Emissionshandels), Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Fluorierte Gase Emissionshöchstmengen bis zum Jahr 2020 festlegt” [1]. Auf der Grundlage des EU-politischen “Green Deals”, welcher ein Reduktion der österreichischen Treibhausgasemission von -48% im Vergleich zum Jahr 2005 vorsieht, wurde die Forderung nach einer Erweiterung des Klimaschutzgesetzes laut.

[1] https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/klimaschutzgesetz.html, Zugriff am 02.05.24 13:26

Aus Sicht vieler Expert*innen ist das Klimaschutzgesetz (KSG) das wichtigste Gesetz für die österreichische Transformation Richtung Netto-Null-Emissionen. Prof. Reinhard Steurer (BOKU) erklärt “Ohne Klimaschutzgesetz fehlt jegliche Planbarkeit und Verbindlichkeit.” Klimaschutz werde dadurch willkürlich und das Erreichen oder Verfehlen von Zielen zum Zufall. Klimaschutz mit Zielen und Emissionsstatistiken, aber ohne verbindliche Rahmenbedingungen sei wie Straßenverkehr mit Tempolimits und Radarmessungen, aber ohne Strafen für zu schnelles Fahren. Einziger Unterschied: Die Straßenverkehrsordnung verpflichtet die Menschen in Österreich; das Klimaschutzgesetz hingegen verpflichtet die politischen Akteure selbst.
Ohne ein neues KSG bleibt Klimaneutralität 2040 lediglich ein unverbindliches Bekenntnis im Koalitionsabkommen.

Wie brauchen kein Raus-Aus-Gas, weil wir in Zukunft einfach Erdgas mit grünem Gas ersetzen

Fossiles Erdgas besteht großteils aus Methan. Methan kann aber auch aus Pflanzen (Biogas) oder mittels erneuerbarem Strom (synthetisches Methan mit Zwischenstufe Wasserstoff) erzeugt werden.
Österreich verbraucht aktuell rund 100 Terrawattstunden fossiles Erdgas. Diese große Menge durch Grüngas zu ersetzen ist quasi unmöglich [1]. Österreich braucht daher eine beispiellose Reduktion des Gasverbrauchs (egal ob Erdgas oder Grüngas) in allen Sektoren.

Österreich ist ein kleines Land. Wenn wir unsere CO2-Emissionen senken, bringt das wenig bis nichts.

Unser hoher Lebensstandard beruht zum großen Teil auf historisch hohem CO2 Ausstoß. Wir haben mindestens dieselbe Verpflichtung unseren CO2 Ausstoß zu reduzieren, wie andere Länder. Die Größe ist dabei nicht wichtig. Alleine der CO2 pro Kopf Ausstoß ist wichtig. Wenn man China in 100 österreich-kleine Chinas zerteilen würde, dann wäre es doch genau so wichtig, dass jedes der kleinen Chinas genauso die Reduktionsziele erreicht.

X ist nicht so wichtig – wichtiger wäre Y

Whataboutism! Wir müssen alle Potenziale nützen.

Wir brauchen kein Verbrennerverbot – wir können E-Fuels verwenden

Die Herstellung von E-Fuels ist sehr ineffizient und deshalb teuer. Zusätzlich bindet die Weiterentwicklung des „grünen Verbrenners“ Ressourcen und Geld, das wir besser in erfolgversprechendere Technologien investieren sollten. Die Produktion von E-Fuels steckt in den Kinderschuhen und wird noch einige Jahre brauchen, bis sie nennenswerte Mengen produzieren kann. Die derzeit größte Anlage wird in Chile gebaut (gespeist von Windkraft und PV) und soll 2028 0,550 Mrd. Liter produziert werden. In Deutschland alleine werden aber 50 Mrd Liter Diesel und Benzin verbraucht. Also werden in dieser Anlage etwa 1 % des deutschen Bedarfs gedeckt. Dabei wird in dieser Anlage noch nicht mal CO2 aus der Atmosphäre verwendet, da ein Herausholen der 0,04 % CO2 zu teuer wäre. Die realistisch erzeugbaren Mengen werden für Flugzeuge und Schiffe gebraucht und für Individualmobilität viel zu teuer sein.