Klimawandel - Zusammenfassung

Die Informationen dieser Zusammenfassung sind, wenn nicht anders angegeben, dem sechsten IPCC-Sachstandsreport entnommen [1].

Was ist der Klimawandel?

Unter dem Begriff Klima wird im Allgemeinen der Durchschnitt der globalen Wetterereignisse über längere Zeiträume (meist 30 Jahre) verstanden. Im Gegensatz dazu definiert man Wetter als den kurzfristigen Zustand der Atmosphäre in einer bestimmten Region. Der Klimawandel wiederum beschreibt die Veränderung des globalen Klimas über den eben erwähnten Zeitraum.

Wichtige Kenngrößen für die Beschreibung der Atmosphäre beispielsweise Niederschlagsmenge und Temperatur, weshalb der Begriff „Erderwärmung“ oftmals als Synonym für „Klimawandel“ verwendet wird. Dieser Name macht deutlich, dass die globale Durchschnittstemperatur, verglichen mit dem über den Zeitraum 1850-1900 gemittelten Wert, steigt.

Dieser Anstieg ist auf einer Veränderung in der Zusammensetzung der Atmosphäre zurückzuführen, welche ungefähr 1750 begann. Durch die vermehrte Verbrennung fossilen Energieträger (zunächst Kohle, dann Erdöl und Erdgas) stieg auch der Ausstoß sogenannter Treibhausgase (THG), wie beispielsweise CO2 (Kohlenstoffdioxid) oder CH4 (Methan).

Die THG sind die Träger des natürlichen Treibhauseffekts. Vereinfacht kann dieses physikalische Phänomen folgendermaßen dargestellt werden: Die von der Sonne abgegebene Strahlung wird zu ca. zwei Drittel von der Erde absorbiert, während der Rest in den Weltraum zurückreflektiert wird. Dadurch erwärmt sich unser Planet und gibt diese Wärme in Form von langwelliger Infrarotstrahlung ab. Während die Atmosphäre für kurzwelliges, also sichtbares und ultraviolettes Licht, durchsichtig ist, interagieren die THG mit der Wärmestrahlung und halten sie zwischen Atmosphäre und Erdoberfläche gefangen. Dadurch steigt die globale Durchschnittstemperatur [2].

Die gesamte Menge an Emissionen, von 1750 bis 2022, liegt Schätzungen zufolge zwischen 1,77 [3] und 2,4 Billionen (2,4 1012 = 2 400 000 000 000) Tonnen CO2 und der Gehalt von CO2 in der Atmosphäre ist dadurch von ca. 260 ppm (parts per million, 0,026%) auf 420 ppm (0,042%) angestiegen. Daraus resultiert ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,09 °C im Zeitraum 2011-2022 verglichen mit 1850-1900.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel?

Eine Folgeerscheinung der globalen Erwärmung ist der Anstieg des Meeresspiegels, ausgelöst durch das Abschmelzen von Landeismassen sowie der thermischen Ausdehnung des Wassers. Zwischen 1901 und 2018 ist ein durchschnittlicher Anstieg von 0.2 m des globalen Meeresspiegels zu verzeichnen. Dadurch ist das Auftreten sogenannte Extrem-Wasserstände, welche vor dem Anstieg ca. einmal alle 100 Jahre verzeichnet wurden, 20-30-mal wahrscheinlicher. Besonders Infrastrukturen und Ökosysteme in Küstennähe sind dadurch einem erhöhten Risiko für Überflutung ausgesetzt. Weiters sind die Grundwasserreservoire von Versalzung bedroht. Die Zahl der Betroffenen wird bis 2050 auf 1 Milliarde (Mrd, 109 = 1 000 000 000) geschätzt.

Ein weiteres Risiko ist die erhöhte Anzahl tödlicher Hitzetage. Darunter werden Tagestemperaturen von über 37°C (bei hoher Luftfeuchtigkeit auch geringer) verstanden, da die Körperkerntemperatur bei diesen Bedingungen nicht mehr durch Schwitzen reguliert werden kann. Die angestaute Hitze beeinträchtigt die Funktionsweise der Organe und kann bis zum potentiell tödlichen Hitzschlag führen. Im Jahr 2017 erlebten ca. 30% der Bevölkerung an mindestens 20 Tagen im Jahr tödliche Hitze. Diese Anzahl könnte sich bis 2100 auf ca. 74% erhöhen, sollten die Emissionen weiterhin ungebremst anwachsen. Besonders Gebiete in Äquator-Nähe sind betroffen und könnten bis zum Ende des Jahrhunderts unbewohnbar werden, da sie bis zu 350 tödliche Hitzetage pro Jahr zu verzeichnen hätten [4].

Aber auch Orte ohne Meereszugang und weit vom Äquator entfernt sind mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur beeinflusst das Auftreten von Extremwetterereignissen. Insbesondere Perioden mit hohen Temperaturen und geringem Niederschlag (Dürren, Hitzewellen) kommen durch den Klimawandel öfter und in stärkerem Ausmaß vor. Aber auch Zeiträume mit extremen Niederschlägen, oftmals gefolgt von Überflutungen, treten in vielen Fällen verstärkt und mit höherer Wahrscheinlichkeit auf.

Diese Prognose bringt schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen mit sich. Schätzungen zufolge wird das öffentliche Budget allein durch Klimawandelanpassungsmaßnahmen, klimakontraproduktive Subventionen und internationale Klimafinanzierung mit jährlich 5,4 bis 7 Mrd Euro (€) belastet. Zusätzlich fallen Kosten für klimabedingten Schäden an, welche nicht in die erwähnte Summe miteingerechnet wurden und nur schwer zu prognostizieren sind. Sollte Österreich seine Klimaziele verfehlen, ist der Staat zusätzlich zum Ankauf von CO2 Zertifikaten verpflichtet. In den Jahren 2021-2030 könnten so insgesamt zusätzliche 4,7 Mrd. € anfallen. Ab 2031 liegt die Prognose für die Ausgaben den Erwerb dieser Zertifikate betreffend bei 0,2 % des Brutto Inlands Produkts (BIP) [5].

Die bisherigen Abschnitte fassen nur einige wenige Folgen des Klimawandels auf die Umwelt und infolgedessen die Infrastruktur und die Bevölkerung zusammen. Allerdings beschränken sich die Konsequenzen nicht nur auf die materielle, sondern nehmen auch großen Einfluss auf die gesellschaftliche und politische Ebene. Beispiele dafür sind Abnahmen in der Nahrungsmittel- sowie Trinkwassersicherheit, gefolgt von Rückgängen der Arbeitskraft, des Haushaltseinkommen und der Lebensqualität. In diesem Zug muss auch die erhöhte Auswanderung aus jenen Gebieten, welche besonders stark von den ökologischen und ökonomischen Folgen des Klimawandels betroffen sind, berücksichtigt werden. Im Jahr 2022 mussten weltweit 32,6 Millionen (Mio.) Menschen aufgrund von Naturkatastrophen ihren Standort wechseln – sowohl national als auch international. Diese Zahl wird Prognosen zufolge weiter ansteigen und bis 2050 bei 250 Mio. bis 1 Mrd. Menschen liegen [6].

Die eben beschriebenen Folgen des Klimawandels beeinflussen nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Sterberate. Das liegt nicht nur am  Anstieg von Temperaturen, Meeresspiegel und vermehrten Auftreten von Extremwetterereignissen, sondern auch am häufigeren Auftreten von Krankheiten. Besonders Krankheiten in Verbindung zu Lebensmitteln und Trinkwasser treten in immer mehr Gebieten auf. Zu der physischen gesellt sich auch die psychische Belastung. Dazu zählen beispielsweise Gefühle von Stress und Angst, aber auch durch Extremwetter ausgelöste Traumata.

Kurzum, jegliche Bereiche des Alltags sind vom Klimawandel mehr oder weniger stark betroffen. Daraus folgt, dass auch der Großteil der Bevölkerung die Konsequenzen des Klimawandels zu spüren bekommt. Risikogruppen wie beispielsweise Kinder und Schwangere sind besonders von den körperlichen Auswirkungen betroffen, während die mentalen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen eine Gefährdung für die gesamte Bevölkerung darstellen.

Wer ist „schuld“ am Klimawandel?

Betrachtet man Statistiken zum jährlichen CO2 Ausstoß im Jahr 2022, erlangt man folgende Informationen: Insgesamt wurden weltweit 37,12 Mrd. (109) Tonnen CO2 Äquivalente emittiert, davon entfallen rund 59% auf Asien, 17% auf Nordamerika und 14 % auf Europa. Österreich trug ungefähr 0,166% zu diesem Ausstoß bei [3]. Für viele Menschen liegt die Schlussfolgerung beim Betrachten dieser oder ähnlicher Statistiken nahe, dass die Emission der asiatischen Staaten (insbesondere China) den Kern des Problems darstellen und sich die Situation nicht bessern wird, wenn Europa oder Amerika intensiv an einer Emissionsreduktion arbeiten. Das könne man sich gleich sparen, das sei ja nur schlecht für die Wirtschaft, die Wettbewerbsfähigkeit und würde den Wohlstand der Bevölkerung gefährden.

Ansichten wie diese sind in etwa so problematisch, wie sie weithingehend bekannt sind. Zum einen, weil sie die Notwendigkeit für Klimaschutzmaßnahmen untergraben und zum anderen, weil die Widergabe der Datenlage sehr einseitig ist.

Betrachtet man die pro Kopf Emission der einzelnen Länder, ist der Unterschied nicht mehr so drastisch. Österreich liegt mit Emissionen 6,9 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf im Jahr 2022 perfekt im europäischen Durchschnitt und nur etwa eine Tonne unter Chinas Pro-Kopf-Emission. Mit 10,5 Tonnen Emission übertrifft Nordamerika wiederum China um mehr als 2 Tonnen [3]. Wird also beim Vergleich die Größe der Bevölkerung miteingerechnet, ist der „westliche Lebensstil“ genauso bzw. noch emissionsreicher als beispielsweise der „chinesische“.

Hier könnte jetzt argumentiert werden, dass Prozentzahlen keine Rolle spielen, sondern nur die absolute Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre zählt. Dazu sollten die kumulativen, also die sich in den Jahren von 1750 bis 2022 insgesamt angehäuften Emissionen betrachtet werden. Geht man vom unteren Ende der Schätzung mit 1,77 Billionen Tonnen CO2-Emission aus, ergibt sich eine Beteiligung der drei emissionsreichen Staaten wie folgt: Asien mit ca. 33%, Europa mit ca. 31% und Nordamerika mit ca. 28% [6]. Hierbei muss allerdings wiederum die Bevölkerungszahl der einzelnen Staaten berücksichtigt werden. Gemessen in Prozent an der globalen Gesamtbevölkerung sieht die Verteilung wie folgt aus: Asien mit ca. 60%, Europa mit ca. 9,4% und Nordamerika mit ca. 4,8% [7].

Die meisten Länder in Europa und Nordamerika haben sich ihren Wohlstand und Aufstieg zur Industrienation auf Kosten des Klimas erarbeitet – immerhin fallen fast zwei Drittel der insgesamten Emissionen auf diese beiden (Sub-)Kontinente. Sie obliegen dadurch einem besonders starken moralischem Imperativ, ihre Emissionen stark und möglichst schnell zu reduzieren: Der historischen Verantwortung.

Was kann ich dagegen tun?

Viele Menschen sind der Ansicht, dass persönliche Konsumentscheidungen das A und O für guten Klimaschutz darstellen. Diese Vorstellung ist in den Medien sehr populär und läuft unter dem Motto „den eigenen ökologischen Fußabdruck reduzieren“.

Die weitaus effektivste Maßnahme eines Individuums im Kampfe gegen den Klimawandel ist, sich nicht fortzupflanzen. Bei den Emissionen, welche mit dem aktuellen Lebensstandard verbunden sind, scheinen weniger Menschen die beste Lösung für dieses dringliche Problem. Allerdings gilt diese Empfehlung als moralisch umstritten, deshalb sind in der folgenden Tabelle die moralisch-unumstrittenen, effektivsten Maßnahmen ([8] basierend auf [9]) aufgelistet:

Kategorie

Maßnahmen

Emissionseinsparung in Treibhausgastonnen pro Jahr

Mobilität

Anzahl der Flüge halbieren

Fahrleistung mit dem Verbrenner halbieren

> 1t

> 1t

Ernährung

Fleischverzehr stark reduzieren (vegetarisch)

Tierische Produkte stark reduzieren (vegan)

Nahrungsmittelabfälle vermeiden

0.5t

0.9t

0.4t

Wohnen

Wärmepumpe oder erneuerbare Energie zum Heizen

100% Ökostrom

Energetisch sanieren/dämmen

Auf Haus(neu)bau verzichten

Wohnfläche verkleinern

0.75t

 

> 1t

0.8t

>> 1t

Viele dieser Beispiele sind Einmal-Maßnahmen zur Senkung der persönlichen Emissionsbilanz. Sind diese jedoch einmal durchgeführt, werden weitere Verminderungen zunehmend schwieriger. Hier wird von einer sogenannten „Fußabdruck-Schallmauer“ gesprochen, denn für Normalverdienende innerhalb eines Industriestaates ist es selbst mit großen Anstrengungen nicht realistisch, die eigenen Emissionen um mehr als ein Drittel zu senken [9]. Der Grund dafür: Die gesellschaftlichen Infrastrukturen sind mit einem klimaneutralen Lebensstil nicht kompatibel. Auf viele „öffentliche Emissionen“, aus beispielsweise Industrie oder Bauwirtschaft, hat ein Großteil der Bevölkerung keinen Einfluss und trotzdem werden sie den Einzelpersonen in der pro Kopf CO2-Bilanz angerechnet. Kurzum es müssen systematische Veränderungen vorgenommen werden, die ein klimaneutrales Leben zum Standard machen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die oben beschriebenen Möglichkeiten zur persönlichen CO2 Reduktion nicht wahrgenommen werden sollen. Im Gegenteil – wenn immer mehr Menschen ihre persönlichen Emissionen „öffentlich“ reduzieren, also darüber sprechen und eine Lanze für die Vorteile der Lebensstilveränderungen brechen, können sie als Vorbild für andere und die Maßnahmen dadurch um so attraktiver wirken. Kurzgesagt, je mehr andere Leute durch die eigenen Handlungen den persönlichen Fußabdruck reduzieren, desto größer ist die individuelle Wirkung. Auch für dieses Konzept gibt es einen Namen – der CO2-Handabdruck. Die wichtigste Handlungsbereiche den Handabdruck betreffend, sind in steigender Effektivität, aufgelistet [8]:

Wirkungsbereich

Mögliche Maßnahmen

Privatleben

Informieren und Reflektieren

Über das Klima sprechen

Geld richtig anlegen

Arbeitsleben

Green-Jobs

Arbeitsstunden reduzieren (mehr Zeit für aktiven Klimaschutz)

Veränderungen am Arbeitsplatz initiieren

Gesellschaft

Klimabildung fordern/fördern

Ehrenamtlich fürs Klima engagieren

Geld/Zeit spenden

Politik

Jede Wahl zur Klimawahl machen

Klimaklagen einreichen/unterstützen

Demonstrieren gehen

Alle aufgezählten Beispiele erhöhen die persönliche Reichweite und damit die Wirksamkeit der Klimaschutzmaßnahmen um ein Vielfaches, verglichen mit privater Emissionsreduktion, wie in der ersten Tabelle beschrieben. Dennoch ist das Konzept des Handabdrucks noch weitgehend unbekannt, obwohl der Begriff bereits seit 2007 existiert. Doch warum fehlt dem Wissen für effektive Klimaschutzmaßnahmen die Reichweite, während die weitaus ineffizienteren, persönliche Möglichkeiten solche Popularität genießen?

Bekannt geworden ist der CO2-Fußabdruck durch eine großangelegte Werbekampagne von BP (British Petrol, heute bp beyond petrol), welche den Konzern in ein klimafreundlicheres Licht rücken sollte. Dieses Narrativ bedient sich der Marketing-Strategie des sogenannten „Schuld-Framings“ bzw. der Schuldverschiebung von der Firma hin zu den Konsumierenden nach dem Motto: Diejenigen, die unsere Produkte konsumieren sind schuld an den negativen Konsequenzen – Wir befriedigen nur die Nachfrage [10]. Dadurch wird eine Individualisierung des Problems erreicht und die Menschen konzentrieren sich primär auf ihre eigenen Konsumentscheidungen. Dadurch wird weniger Druck auf die Politik ausgeübt, die gesetzlichen Grundlagen für Klimaschutz bleiben weiterhin aus und das grundlegende, systematische Problem bleibt weiterhin unbehoben.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass wirksamer Klimaschutz aus der aktiven Änderung der systematischen Gegebenheiten besteht. Die größtmöglichen Hebel liegen in der Politik, danach folgen die Gesellschaft, Arbeitsleben und zu gute Letzt das Privatleben. Die Devise gilt: Den Fußabdruck, soweit es die systematischen Bedingungen zulassen, verkleinern und sich verstärkt auf einen größeren, persönlichen Handabdruck konzentrieren.

Wie gehen die Menschen mit dem Klimawandel um?

Im oberen Abschnitt wurde bereits kurz diskutiert, dass sich der Klimawandel auch negativ auf die mentale Gesundheit auswirken kann. Das beeinflusst auch die Art und Weise, wie über dieses Thema gesprochen wird. Viele Menschen vermeiden Debatten rund um den Klimawandel aktiv, da dieser Begriff mittlerweile stark polarisiert und Diskussion oftmals auf einer emotionalen anstatt einer fakten-basierten Ebene stattfinden. Doch warum wühlt der Klimawandel die Gemüter derartig auf?

Wer sich viel und ausgiebig mit dem Thema Klimawandel und seinen Folgen beschäftigt, hat oft mit der sogenannten „Klimaangst“ zu kämpfen. Diese beschreibt Gefühle wie Trauer, Sorge, Angst, Ohnmacht oder Wut, die sich besonders angesichts den unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen äußern. Gerade die jüngere Generation ist davon betroffen: 60% der 16-25-Jährigen sind aufgrund des Klimawandels „sehr“ oder „extrem“ besorgt [11].

Das kann einerseits als Motivation zu aktivem Klimaschutz dienen, andererseits auch genau das verhindern, denn Angst wirkt bekanntlich lähmend. Eine populäre Strategie zur Angstbewältigung ist die Verdrängung, was auch dazu beitragen kann, dem Phänomen der „kognitiven Dissonanz“ entgegenzuwirken [12]. Damit sind die aufkommenden negativen Gefühle gemeint, wenn die eigenen Werte- und Moralvorstellungen nicht mit dem persönlichen Handeln in Einklang gebracht werden können. Viele Menschen sind sich den Problemen der Klimakrise bewusst, können aber aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen nicht den gewünschten nachhaltigem Lebensstil führen.

Strategien der Verdrängung sind allerdings oftmals nur sehr kurzfristig wirksam, da man im Alltag oft an das eigentliche Problem erinnert wird. Um die „kognitive Dissonanz“ langfristiger zu reduzieren gibt es zwei Möglichkeiten: Das eigene Verhalten den Überzeugungen anpassen, oder umgekehrt, die Überzeugung dem Verhalten anpassen [12]. Oftmals wird letztere Strategie gewählt, welche keine Veränderung des Verhaltens voraussetzt. Die persönliche Inaktivität wird oftmals durch Aussagen wie „Österreichs Emissionen sind im Gegensatz zu Chinas viel kleiner“ oder „Die Wirtschaft kann sich die Energiewende nicht leisten“ gerechtfertigt. Die kognitive Harmonie ist somit wieder hergestellt, geändert hat sich allerdings nichts und das eigentliche Problem des Klimawandels bleibt weiterhin bestehen.

Ein kleiner, aber oftmals recht lauter Teil der Bevölkerung leugnet den Klimawandel. Das liegt nicht, wie oftmals angenommen, an einem Mangel an qualitativ hochwertigen Informationen, sondern viel mehr an dem mentalen Umgang mit den Klima-Fakten. Einige Menschen sehen ihr persönliches Selbstbild oder ihre individuelle Freiheit durch aktiven Klimaschutz gefährdet. Diesem Phänomen liegt eine psychische Abwehrstrategie zugrunde, wodurch negative Gefühle vermieden werden sollen, wenn neu gelernte Informationen das persönliche Weltbild in Frage stellen. Dann wird, zur Rettung der eigenen Weltansicht, der Wahrheitsgehalt neuer Information angezweifelt und ihnen somit die Glaubwürdigkeit aberkannt [13].

Gespräche mit Menschen, welche diese Ansicht vertreten, können sehr schnell sehr schwierig werden. Daher ist es besser, sich auf diejenigen im Bekanntenkreis zu konzentrieren, welche an einer wissenschaftliche, auf Fakten basierten Diskussion interessiert sind.

Referenzen

[1] IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, pp. 35-115, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647

[2] IPCC, 2007: Climate Change 2007: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, Pachauri, R.K and Reisinger, A. (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 104 pp.

[3] https://ourworldindata.org/co2-and-greenhouse-gas-emissions, Zugriff 29.02.2024, 14:47

[4] Mora, C., Dousset, B., Caldwell, I. R., Powell, F. E., Geronimo, R. C., Bielecki, C. R., … & Trauernicht, C. (2017). Global risk of deadly heat. Nature climate change, 7(7), 501-506

[5] Köppl, A., & Schratzenstaller, M. (2023). Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken. WIFO

[6] Apap, J., Harju, S. J., (2023). The concept of ‚climate refugee‘. Think Tank European Parliament. https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2021/698753/EPRS_BRI(2021)698753_EN.pdf, Zugriff 29.02.2024, 14:40

[7] https://www.worldometers.info/, Zugriff 29.02.2024, 14:53

[8] Baunach, Gabriel. (2023)Hoch die Hände Klimawende. Michael Fischer GmbH. S. 175

[9] IPCC, 2022: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press. Cambridge University Press, Cambridge, UK and New York, NY, USA, 3056 pp., doi:10.1017/9781009325844.

[10] Burnett, M. S., & Lunsford, D. A. (1994). Conceptualizing guilt in the consumer decision‐making process. Journal of Consumer Marketing, 11(3), 33-43.

[11] Hickman, C., Marks, E., Pihkala, P., Clayton, S., Lewandowski, R. E., Mayall, E. E., … & van Susteren, L. (2021). Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey. The Lancet Planetary Health, 5(12), e863-e873.

[12] Festinger, L. (1957). A theory of cognitive dissonance. Evanston, IL: Row, Peterson.

[13] Kuhlemeier, H., Van Den Bergh, H., & Lagerweij, N. (1999). Environmental knowledge, attitudes, and behavior in Dutch secondary education. The Journal of Environmental Education, 30(2), 4-14